Von einer sozial engagierten Nonne würden die meisten Menschen erwarten, dass sie benachteiligten Kindern in ihrer Gemeinde hilft oder dass sie in die Entwicklungshilfe geht. Doch Teresa Forcades ist keine gewöhnliche Nonne. Die promovierte Theologin und Medizinerin ist über Spanien hinaus bekannt, seit sie sich eine Auszeit von ihrem Kloster Montserrat genommen hat, um für ein unab­hängiges Katalonien zu kämpfen. Anders als vielen anderen Befürwortern einer Abspaltung geht es aber ihr nicht um eine wirtschaftliche Stärkung Kataloniens. Teresa möchte eine demokratischere und sozialere Gesellschaft. Und die lässt sich ihrer Überzeugung nach eher im Kleinen verwirklichen als in einem gesamten Spanien. Die Nonne hat dazu die Bewegung ‚Proces Constituyent’ gegründet. In lokalen Gruppen sollen möglichst viele Bürger die Geschicke Kataloniens mitgestalten. Doch das für den 1. Oktober 2017 geplante Unabhängig­keitsreferendum spaltet das Land. Nicht nur die Regierung in Madrid bekämpft vehement die Abspaltung Kataloniens. Auch viele Katalanen befürchten durch eine Unabhängigkeit mehr Nach- als Vorteile. 

Die Reportage begleitet Teresa Forcades und Gegner der Abspaltung in den Tagen vor einer große Demonstration zur Unabhängigkeit Kataloniens. Dabei geht es nicht nur um Katalonien und Spanien, sondern auch um grundsätzliche Fragen. Wie wollen die Bürger Europas regiert werden: mit mehr oder weniger Macht aus Brüssel? Wie ist mehr Demokratie und soziale Teilhabe möglich? Und ist diese erwünscht?